Mittwoch, 5. Juni 2019

Isarhochwasser: Wildfleck startet Schwemmholzkampagne


Mit Anträgen bei acht Isar-Bezirksausschüssen der Landeshauptstadt München beginnt Wildfleck eine Kampagne zum Erhalt des Schwemmholzes. Die Anträge lauten:

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach dem letzten Hochwasser sind an der Isar viele Holz- und Baumreste liegengeblieben.
Wildfleck setzt sich für urbane Wildästhetik ein. Wir wünschen uns von den Isar-Bezirksausschüssen, sich für einen Verbleib des Holzes einzusetzen.

Nur wenige Menschen wissen, dass die Isar ein Wildfluss ist. Bleibt das Holz noch einige Monate liegen, werden viele Menschen darauf aufmerksam.
Das ist besser als ein teurer Naturlehrpfad.

Auch freuen sich alle Freunde der Wilden Isar und genießen diese besondere Art eines Flusses.

Über eine Weiterleitung an die genannten Bezirksausschüsse würden wir uns sehr freuen.
Diese Nachricht kann auch gern als Bürgerantrag oder Bürgeranliegen behandelt werden.


Mit freundlichen Grüßen


Leider begann das Stadtbauamt schon früh, die Holzreste wieder einzusammeln und alles "sauber und rein" zu machen. Die Hochwasserwiesen südlich der Corneliusbrücke wurden von Schwemmholz "befreit". Die Isar konnte so wieder "zugänglich" und "erlebbar" werden. Ironie aus. Die Entfernung des Schwemmholzes hat natürlich auch nachvollziehbare Gründe jenseits des Münchner Isardiskurses.



Klar ist, dass die Wege geräumt werden müssen. Und die großen Stämme dürfen sich nicht weiter nördlich in einem Wehr verfangen. Während des Hochwassers wurden große Stämme am Wehrsteg entfernt. Jedoch: Ein paar Arbeiter meinten, man tue diesbezüglich etwas zu viel und können durchaus auch mehr Stämme liegen lassen.


Dass das richtig gut und wild aussieht, steht bei den Isarfreunden außer Frage.


Die Müllbehälter und Dixieklos werden ja auch nicht entfernt und mal bei Hochwasser weggespült.


Ein weiteres Argument für das Aufräumen ist die Tatsache, dass das Holz abgefackelt wird wie man hier sehen kann. Kleinholz wird eingesammelt und an Ort und Stelle verbrannt. Leider.


Aber diesen Stamm könnte man schon mal liegen lassen. Eine Isarwacht könnte das Ankokeln und Abfackeln ja verhindern.

Und dieser Stamm ist ein besonderes Exemplar. Er liegt fast direkt vor der Klenzestraße. Von dort soll eine Betonbrücke die Isar überspannen, um Partypeople leichter vom Glockenbach an die Isar zu spülen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Natur spricht. Weder Isar noch Wildfleck haben Bock auf den sogenannten "Klenzesteg".

Die Anträge ginge an
den BA 01 Altstadt-Lehel
den BA 02 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt
den BA 05 Au-Haidhausen
den BA 06 Sendling
den BA 12 Schwabing-Freimann
den BA 13 Bogenhausen
den BA 18 Untergiesing-Harlaching
den BA 19 Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln

Montag, 3. Juni 2019

Donaukanal Wien - Vorbild für die Isar in München


Wilkommen am Donaukanal Wien, der Partymeile unserer Nachbarstadt. Auf einigen Internetseiten gibt es Werbebilder wie hier.
Der Donaukanal Wien ist Vorbild für den "Rahmenplan Innerstädtischer Isarraum" in München. Man sollte sich den Zustand in Wien genau ansehen, um sich darüber bewusst zu werden, was auf München zukommt, wenn die Pläne verwirklicht werden.
Anders als am Donaukanal, einer Brühe im Betonbett, soll an der Isar eine schöne naturnahe Stadtlandschaft den Partypeople geopfert werden.


Treibende Kraft ist wie immer die Kohle, die einige wenige verdienen wollen. Der Kulturstrand hat im Sommer 2018 erstmals einen Geldautomaten an die Isar gebracht. Am Donaukanal beherrscht die Cannabis- und Alkbranche das Angebot. Erste Werbeflächen wie hier von Swatch haben sich nicht nur eingeschlichen, sondern demonstrieren den gewünschten Kommerz, der vom Hauptbahnhof nun an die Isar ausgedehnt werden soll.


Das Isarflussbad wäre wie in Wien nur ein Feigenblatt der Gastroszene. Wir sehen auf dem Bild das sogenannte Badeschiff an einem warmen Sonntagsommerabend. Wer will dort schwimmen gehen? Und wer schwimmt im Sommer in Neopren bei 13,2 Grad Celsius Isartemperatur an just diesem Sommersonntagabend? Erraten: Niemand. Ein Eventgastronom hat Stadträten in München ein Hirngespinst in den politischen Entscheidungsprozess getragen.
Hoffentlich wird die Notbremse gezogen.


Als hätte sich die Projektgruppe des Planungsreferats, die sogenannte Flussrunde in Wien inspirieren lassen. Der Isar-Schriftzug könnte aber auch Ausdruck von Isarfreunden sein, die München als Vorbild sehen und nicht Wien. Für den Donaukanal wäre der Zustand wie an der Isar eine Aufwertung. An der Isar ist ein Zustand wie am Donaukanal eine Abwertung. Leider will der Münchner Stadtrat eine Abwertung.


An der Isar kann man auf Gras oder auf Kies liegen. In Wien liegt man auf Stein, Beton und Asphalt. Leider will der Stadtrat in München das Gras und Bäume wegmachen und Betontreppen einziehen, damit die Isar "zugänglich" wird. Rausgeschmissene Steuergelder für eine verrückte Idee. Aktionismus von Möchtegernstadtplanern, die die Schönheit des Isarufers nicht wahrnehmen können und auch nicht verreisen, um eine Schule des Sehens und Empfindens zu durchlaufen.


Graffiti sind eher Schmierereien gleich, irgendwelcher Tand steht überall rum. Wenigstens gibt es dadurch vereinzelte Räume für Wildbiesler, deren verdeckte Anwesenheit man an ganzen Donaukanal riechen kann.


Anhänger der Brutalismusfreizeitkultur fühlen sich an den bemerkenswertesten Orten wohl.


Trashgastronomie kilometerlang, das Vorbild für München. Angeblich wünschen sich das tausende Menschen. Hunderttausende Menschen waren an diesem Abend nicht am Donaukanal und werden dort auch nicht hingehen.


Auch eine Großbrauerei hat sich der Trashästhetik angepasst. Weltweit das gleiche Bild. Shabby Chic überall heisst Zwang zu einer niedrigeren Kulturform.


Massen ohne Ende an Engstellen. Flanieren sieht anders aus.


Zugegeben: Das Flex kennen die meisten Münchner elektronischen Nachtmenschen der Jahrtausendwende in Dunkelheit oder aufbrechender Dämmerung und in besonderen Bewusstseinszuständen. Am Tag und mit dieser Trashdeko sieht es aus wie ein Müllhaufen am Tierasyl. Ab und zu klammern sich Affen am Gitter fest und bitten um Befreiung aus dem Käfig des Trashs.


So sieht die Zukunft an der Ludwigsbrücke aus.


Und das blüht uns am Deutschen Museum, wenn die Treppen eingezogen sind.


Die Trashkultur bringt natürlich auch Urban Gardening im Kollektiv oder was sich die Trash-Szene darunter vorstellt. Unvermeidlich: Europaletten verfärbt. Ach, was sind wir doch bunt und natürlich ökologisch.

Was Bilder nicht vermitteln können, ist der Gesamteindruck mit Wahrnehmung von Lärm, Gestank, Müll und Massenabfüllung. Viele Bohemeamis hört man am Kanal, die sowas lieben und exportiert haben. In der Dunkelheit und im Suff erträglich, im Rauschkollektiv geil, auch für Zipper an bestimmten Stellen super.


Wie lehrreich abschreckend war diese Erfahrung am Donaukanal Wien, dem Vorbild für die Umgestaltung der Isar. Genießen wir den letzten Sommer einer herrlichen Stadtlandschaft, eingebettet in weltweit einzigartiger Wildästhetik. Für die Trash-Partypeople kommt nun ihre geliebte Aufwertung. Die anderen müssen sich schleichen. 

SPD München übernimmt Plakatidee von Wildfleck


 Die SPD München hat das Plakat von Wildfleck aus dem Jahr 2016 übernommen. Hier der Link zur damaligen Plakatidee.

Im Internet hat die SPD München ein Bild veröffentlicht, das noch näher am Wildfleck-Plakat angelehnt ist. Hier der Link zum SPD-Webplakat.







Die Plakate wurden zielgruppenorientiert an der Isar zwischen Gärtnerplatz- und Dreimühlenviertel platziert.


Kommentar:
Nach einer ersten Umfrage neutraler Beobachter handelt es sich leicht erkennbar um ein Plagiat. Ich fühle jedoch kein Aufbegehren gegen diese ungefragte Übernahme von Bild, Text und Botschaft. Das kann daran liegen, dass ich froh bin, wenn eine Kernbotschaft von Wildfleck verbreitet wird. Es liegt jedoch auch daran, dass der weitgehend kommerzfreie Zustand der Isar in München viel mit der SPD zu tun hat. Nachdem Georg Kronawitter, der Alt-Oberbürgermeister die Kämpfe um mehr Natur und Erholung ausgetragen und gewonnen hatte, folgte die Wurschtigkeit seines Nachfolgers Ude, der nichts daran änderte. Erst die Schirmherrschaft dessen für den Kulturstrand der Urbanauten brachte dann den Kommerz an die Isar. Bisheriger Höhepunkt: Der erste Geldautomat am Vater-Rhein-Brunnen. Auch macht die SPD im Münchner Forum Lobby für eine Kommerzialisierung der Isar und zwar im Arbeitskreis Isar, dem Wolfgang Czich und Benjamin David angehören. Beide sind auch im "gemeinnützigen" Eventgastronomie-Verband "Isarlust" tätig und setzen sich für eine Partymeile rund um das Deutsche Museum und weit darüber hinaus ein. Die Plagiatorin ist also nicht besonders glaubwürdig und sie befindet sich noch dazu im parteipolitischen Siechtum. Das führt dazu, dass die gute Botschaft einer kommerzfreien Isar mit einer Verliererpartei von Gestern verbunden werden wird. Die Grünen, CSU und FDP können also mit geringem Risiko Werbung für Bars, Kneipen, Kioske und Liegestuhlverleihe machen und werden als urban, hip und zukunftsorientiert wahrgenommen. Oder auch nicht. Wir dürfen uns auf die Präsentation des Themas "Isar" freuen.